Finkensteiner Steinrelief
In der Vorhalle der Pfarrkirche steht heute dieses alte Relief, einst befand es sich neben dem nördlichen Friedhofseingang aber auch dieser Aufstellungsort war nicht der ursprüngliche, denn dieses Relief musste sich im Kircheninneren befunden haben. Reliefs sind in der Kunst nicht so selten, Doppelseitige sind hingegen schon rarer und so steht die Frage im Raum: „Wozu hat es gedient? Was war es?“ Eindeutig ist zu sehen, dass es sich um einen Architekturteil handelt. Es musste von beiden Seiten gesehen werden können. War es ein Teil eines Lettner, war es ein Fragment einer Chorabschrankung, ein Balustradenteil oder war es der untere Teil eines Tympanon - also ein Giebelteil über dem Eingangstor - was wohl am unwahrscheinlichsten zu sein scheint. Man kann heute nicht so sicher sagen, was es war, aber nachdem die eine Seite in vier Szenen das Martyrium des Pfarrpatrons Stephanus zeigt, steht es sehr wohl im engen Zusammenhang mit der Pfarrkirche. Lange hat das Sandsteinrelief der Witterung standgehalten und erst als die Vögel den Stein als Verdauungshilfe entdeckten, ist die zweite Schauseite sehr rasch zerstört worden. So zeigt die heute beschädigte Seite die Verkündigung und den Erzengel Michael als Seelenwäger (eine ähnliche ältere Darstellung des Erzengel befindet sich auf der Außenseite der Pfarrkirche Maria Gail). Auf beiden Reliefseiten sind Farbreste sichtbar, der Urzustand muss wohl sehr bunt, sehr farbenfroh gewesen sein. Die Entstehungszeit wird gegen Ende des 14. Jahrhunderts (um 1380/90) festzusetzen sein, da sich zu dieser Zeit der Darstellungsstil der Gotik änderte, so ging der etwas strengere Stil in eine weichere Darstellungsweise der Figuren über. Ein Parallelbeispiel gibt es in der Pfarrkirche Spittal an der Drau aber doppelseitige Beispiele gibt es in Kärnten kaum. (Wolfgang Schnabl)